Der Praterstern
Aufwertungsstrategien, Sicherheits- und Ordnungspolitik
11.10.2014 15:00 - 17:00 Erreichbarkeit: U1, U2 Praterstern | Treffpunkt: vor dem Lokal fluc | 2., Praterstern 5 | Führung

Führung mit Mark Diebäcker | Unkostenbeitrag: Freiwillige Spende

Die Entwicklung des Pratersterns ist in den letzten Jahren von einer Aufwertung mit erweiterten Konsum- und Aufenthaltsfunktionen und einer gleichzeitig verschärften Sicherheits- und Ordnungspolitik gekennzeichnet. Historisch gesehen war der Praterstern stets ein Treffpunkt von Personen in prekären Lebenslagen. Marc Diebäcker zeigt die vielfältigen Manifestationen dieser Sicherheitspolitik und ihre Auswirkungen auf den Praterstern im Rahmen einer Führung.


Lisa Wachberger

Der Praterstern ist Teil eines größeren Entwicklungs- und Aufwertungsgebietes im zweiten Bezirk. Auffälligstes Ergebnis dieses Prozesses sind die Neugestaltung des Platzes und der Umbau des Bahnhofs im Rahmen der Bahnhofsoffensive der ÖBB mit Eröffnung zur Fußball-EM 2008. Mit dem attraktivierten Bahnhof stellt der Praterstern in seiner Mobilitätsfunktion ein wesentliches Bindeglied für das innerstädtische Entwicklungsgebiet dar, zugleich ist er selbst durch die erweiterten Konsum- und Aufenthaltsfunktionen Spiegel einer neuen räumlichen Multifunktionalität. In dieser symbolischen Positionierung repräsentiert der Bahnhof eine spezifische Form von Urbanität, die den Praterstern als Aufenthaltsort für viele gesellschaftliche Gruppen verändert. Denn mit den damit verbundenen Vereinheitlichungsansprüchen stellt die Heterogenität der BenutzerInnen am Platz, der stets ein Treffpunkt von Personen in prekären Lebenslagen war und ist, diskursiv ein Ordnungsproblem dar. Dieser Ordnungs-Diskurs ist durch ein Muster gekennzeichnet, das Konflikte zwischen PassantInnen, PassagierInnen oder BewohnerInnen der Umgebung und den als Drogensüchtige, TrinkerInnen, Obdachlose u.v.m etikettierten Gruppen als Problem konstatiert. Die Anwesenheit, das Erscheinungsbild oder Verhalten dieser anderen Personengruppen stellt scheinbar stärker als früher eine Bedrohung für das aufgewertete Image und die erweiterten Funktionalitäten des Pratersterns dar. Als Gegenmaßnahme wird versucht, mittels Videoüberwachung und architektonischer bzw. baulicher Gestaltung die sichtbare Ordnung im Raum aus der Distanz zu beeinflussen. Darüber hinaus zeigt sich eine ordnungspolitische Doppelstrategie aus polizeilichen und sozialarbeiterischen Interventionen, die Kontrolle und Verhaltensnormierung, Konfliktarbeit und psychosoziale Beratung sowie Ausschließung und Ausgrenzung von marginalisierten Bevölkerungsgruppen als Instrumente verwendet. Marc Diebäcker zeigt die vielfältigen Manifestationen dieser Sicherheitspolitik und ihre Auswirkungen auf den Praterstern im Rahmen der Führung.

Marc Diebäcker ist Diplom-Sozialwissenschaftler und Politikwissenschaftler. Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der österreichischen Armutskonferenz, Mitherausgeber des Online Journals soziales_kapital und Mitbegründer des Vereins kriSo (kritische Soziale Arbeit).

Unkostenbeitrag: Freiwillige Spende

Erreichbarkeit: U1, U2 Praterstern


KATEGORIEN
Stadt-Praxis

TAGS
Praterstern, Stadtentwicklung, Aufwertung, Videoüberwachung, Kontrolle, Marginalisierung