Was lässt sich über Sicherheit, Stadt, urbanen Alltag und Kontrolle aus den Vorstellungen über Stadt und Welt herauslesen? Sicher ist: Wie die Stadt auszusehen hat, hängt von der Wahrnehmung urbaner Räume ab. Und diese ist nicht nur eine individuelle Phantasie, sondern eine sozial wirksame Konstruktion, befeuert durch mediale Berichterstattung und politische Diskurse. Sicherheit spielt darin eine zunehmend wichtigere Rolle.
Mit einem performativen Chorwerk zum Festivalmotto »Safe City« eröffnet der Wiener Beschwerdechor das urbanize! Festival 2014 am Karlsplatz. Dem Chorwerk folgt ein Vortrag von Nils Zurawski, Hamburg, und die Festivaleröffnungsparty mit The Urbanizer.
Was haben polizeiliche Ermittlung, Kunst und Stadtforschung gemein? Sie bedienen sich forensischer Methoden, um hinter die Kulissen zu blicken und der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Der 2-tägige Workshop Der Stadt auf der Spur begibt sich auf urbane Feldforschung, um mit Hilfe forensischer Methoden mögliche Wirklichkeit(en) zu konstruieren und zu präsentieren.
Das Selfie als paradigmatischer Akt der Selbstinszenierung und Selbstüberwachung mittels Smartphone produziert und in die virtuellen Techno-Landschaften entsandt, macht aus passiven NutzerInnen aktive TeilnehmerInnen kultureller Produktion. Der Choreograph Daniel Aschwanden und die Medienkünstlerin Conny Zenk laden im Workshop Bastard Crowding zur performativen Untersuchung der Gadget-Gesellschaft und ihrer Praktiken in den öffentlichen Raum.
BettlerInnnen in Wien werden zunehmend von der Polizei aus dem öffentlichen Raum vertrieben und mit hohen Geld- und Haftstrafen belegt. Eine existenzbedrohende Praxis, die statt der Armut die Armen bekämpft. Die TeilnehmerInnen des Performance-Parcours am Karlsplatz können diesen Alltag hautnah erfahren und im Rahmen eines Erzählcafés direkt mit BettlerInnen sprechen, bevor gemeinsam zur Tischgesellschaft mit Essen, Trinken, Musik und Gesprächen geladen wird.
Wo wir gehen und stehen, werden wir angesehen: In einer Gesellschaft, die Öffentlichkeit primär als Ort von Risiken denkt, hängt von ständiger Beobachtung nahezu alles ab. Deswegen kann man heute in den Innenstädten der entwickelten Länder in kein Sandwich mehr beißen (oder gar einen Koffer herumtragen), ohne dass dies von Kameras aufgezeichnet und von Rasterprogrammen decodiert würde.
Hausnummern scheinen keine Geschichte zu haben, so selbstverständlich, so alltäglich sind sie für uns geworden; ihre Anfänge in der Frühen Neuzeit liegen jedoch im Bemühen der Staaten, ihre Bevölkerung „regierbar“ zu machen und die Kontrolle sowie Verwaltung der in den Häusern lebenden Menschen und ihrer Reichtümer zu erleichtern. Anton Tantner gibt ausgewählten »Konskriptionsnummern« in der Wiener Innenstadt ihre Geschichte zurück und den Stadtflanierenden einen neuen Blickwinkel auf die vertrauten Begleiter des gebauten Alltags.
Wie durchdringt die globale Finanzkrise den Stadtraum und verändert den Alltag seiner BewohnerInnen? Der Dokumentarfilm »Future Suspended« zeichnet die vielfältigen Transformationen des öffentlichen Raumes im krisengeschüttelten Athen nach und erforscht ihre Auswirkungen auf das Leben der Menschen unter dem Diktat der Austeritätsprogramme.
Fierce austerity measures and economic crisis have had drastic effects on social and urban reproduction in Athens. However, the severe socio-economic situation has also led to the emergence of new forms of collective initiatives and spaces of commoning in which people not only express their anger and needs but also develop new forms of life in common. The realm of the common emerges, thus, in a constant confrontation with state controlled "authorized" public space in times of economic crisis and austerity programs.
Verstärkt entstehen in Zeiten des neoliberalen Rückzugs des Staates basisorientierte Räume und Initiativen, die auch als solidarische Antwort auf die ansteigende Unsicherheit in der Versorgung mit sozialen Ressourcen gelesen werden können. Die Stadtexpedition #1 führt zu 3 Räumen des alternativen Umgangs mit den Dingen des alltäglichen Bedarfs, um Erfahrungen auszutauschen und Fragen nach deren Selbstverständnis, dem politischen Potential und den Ambivalenzen, die in der tagtäglichen Arbeit entstehen, aufzuwerfen.
Die Finanzkrise hat weltweit Unsicherheit ausgelöst: Über das Funktionieren des Kapitalismus, das politische System, den Zustand der Demokratie, steigende Ungleichheit und individuelle Lebenschancen. Auch in Österreich wird die krisenbedingte Umverteilung spürbar, trotzdem bleiben Vorgänge wie Zahlen unbegreiflich. In welcher Proportionalität stehen die Schulden zu Räumen, in denen wir leben? Und wessen Interessen werden mit der europäischen Austeritätspolitik eigentlich vertreten?
»Moja Ulica« (Meine Straße) ist dokumentarisches Portrait einer Arbeiterfamilie aus der ehemals blühenden Textilindustriestadt Łódź in Polen. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus verfällt die ehemalige Poznański-Fabrik und damit versiegt die Unterhaltsquelle der Familie. Auf ihren Ruinen entsteht Manufaktura – das grösste Einkaufs- und Unterhaltungszentrum in Mitteleuropa. Bald zeichnet sich ab, dass die alte, angrenzende Arbeitersiedlung und ihre BewohnerInnen nicht mehr in die neue Luxusumgebung passen.
Wohnen als existenzielles Grundrecht und Notwendigkeit für eine gesicherte Lebensführung gerät zunehmend unter Druck. Während der Markt für die „Ware Wohnen“ der Nachfrage nicht mehr gerecht wird, entstehen in zahlreichen Städten selbstinitiierte Wohninitiativen, die alternative Konzepte der Wohnraumversorgung ebenso erkunden wie neue Formen des Zusammenlebens und der Produktion von Stadt: Sie setzen auf heterogene Bewohnerstrukturen, soziales Miteinander, Nachbarschaft und widmen sich dem Sicherheitsbedürfnis von gesellschaftlich marginalisierten Menschen. Die Veranstaltung zeigt Ansätze und Projekte für alternative Wege der Wohnraumversorgung und erkundet ihre Potentiale jenseits von kommunal oder privat.
Verstärkt entstehen in Zeiten des neoliberalen Rückzugs des Staates basisorientierte Räume und Initiativen, die auch als solidarische Antwort auf die ansteigende Unsicherheit in der Versorgung mit sozialen Ressourcen gelesen werden können. Die Stadtexpedition #2 führt zu alternativen Räumen der Wissensproduktion, um Erfahrungen auszutauschen und Fragen nach dem Selbstverständnis, dem politischen Potential und den Ambivalenzen, die in der tagtäglichen Arbeit entstehen, aufzuwerfen.
Die andauernde Finanzkrise hat das Vertrauen in die Lösungskompetenz staatlicher Organisationen international massiv erschüttert und die kommunalen Kassen geleert. Auf sich selbst zurückgeworfen, produzieren Stadtgesellschaften vielerorts Lösungen abseits staatlicher Institutionen, übernehmen Verantwortung für ihre Stadt und die Gestaltung des urbanen Lebensumfeldes. Zahlreiche Initiativen zeugen von einer vitalen Kultur der Selbstorganisation, die jedoch auch voller Ambivalenzen steckt. Wir Stadtgestalten präsentiert Stadtentwicklungsprojekte zwischen Selbstorganisation und Sparpolitik und befragt ihre Potentiale im Hinblick auf Möglichkeiten der Verstetigung und eine Neuorganisation der urbanen Gesellschaft.
Der Regisseur Christian Carlos Keil führt uns in seinem Dokumentarfilm an den Rand der brasilianische Metropole Rio de Janeiro. Abseits von Prachtbauten, Samba und Tourismus lebt ein Fünftel der Stadtbevölkerung im prekären Abseits der Gesellschaft, bestreitet ein Leben zwischen Armut, Kriminalität und der Hoffnung durch starken Zusammenhalt und harte Arbeit eine bessere Zukunft zu schaffen.
Die Marx'sche Produktivkraft des Verbrechens und ihr Einfluss auf Architektur und Stadtgestaltung stehen im Mittelpunkt der Real Crime Bustour mit Michael Zinganel und Max Edelbacher. Die motorisierte Flanerie durch die Weiten des Wiener Stadtraums begibt sich mit den professionellen Reisebegleitern an Schauplätze des realen und imaginierten Verbrechens und erläutert deren Auswirkungen auf Architektur, Stadtplanung und -gestaltung.
Kaum eine Straße hat sich in den letzten Jahren einem sichtbareren Wandel unterzogen als die Ottakringer Straße. Lange stiefmütterlich behandelt, als Gefahrenzone deklariert, umgangen und gemieden, markierte die Verwandlung der Straße in die informelle Fanmeile der Fußball EM 2008 einen Imagewechsel, der zahlreiche Veränderungsprozesse auf unterschiedlichsten Ebenen auslöste. Die Tour Unbekanntes Hinterland 17 - Die Ottakringer Straße und ihre Nachbarschaft, geführt von der GB* 9/17/18 macht sich auf die Suche nach dem sozialen Miteinander, informellen Netzwerken und formellen Initiativen in Hernals, um mit neuen und alten AnrainerInnen das Leben entlang Wiens ehemals gefährlichster Straße und deren persönliches Sicherheitsempfinden zu erkunden.
Zwei Trends kennzeichnen die Sicherheitspolitik der letzten Jahre. Einerseits kommt es seit längerer Zeit zur Auslagerung von Aufgaben, die traditionell Polizeikräfte inne hatten. Die neuen Akteure sind sowohl kommerzielle Anbieter, als auch immer öfter Nonprofits, die Niedriglohn-EmpfängerInnen für Ordnungs- und Sicherheitsdienstleistungen einsetzen. Andererseits findet eine als militärisch zu bezeichnende Aufrüstung von Polizeikräften unter dem Gebot von Schutz und Sicherheit statt, mit weitreichenden Folgen für die Stadt und ihre BewohnerInnen.
Das Selfie als paradigmatischer Akt der Selbstinszenierung und Selbstüberwachung, mittels Smartphone produziert und in die virtuellen Techno-Landschaften entsandt, macht aus passiven NutzerInnen aktive TeilnehmerInnen kultureller Produktion. Der Choreograph Daniel Aschwanden und die Medienkünstlerin Conny Zenk laden im Workshop Bastard Crowding zur performativen Untersuchung der Gadget-Gesellschaft und ihrer Praktiken in den öffentlichen Raum.
kampolerta entwirft mit Spielen - aber sicher! eine diskursive Begegnungszone mit Zuckerwatte, Wimpelkette und Brausestand. Erlebtes und Erinnerungen an die Kindheit werden gesammelt und mit Expertinnen wird über das Spielen als Lernprozess und einzigartige Erfahrung reflektiert: Darf ein Spielplatz auch ein Ort mit Sicherheitsrisiken sein?
Die Entwicklung des Pratersterns ist in den letzten Jahren von einer Aufwertung mit erweiterten Konsum- und Aufenthaltsfunktionen und einer gleichzeitig verschärften Sicherheits- und Ordnungspolitik gekennzeichnet. Historisch gesehen war der Praterstern stets ein Treffpunkt von Personen in prekären Lebenslagen. Marc Diebäcker zeigt die vielfältigen Manifestationen dieser Sicherheitspolitik und ihre Auswirkungen auf den Praterstern im Rahmen einer Führung.
Aktion Aktuell! ist ein performatives Nachrichtenjournal, das sich dem Nach-Richten von Nachrichten widmet. Mit Wunschwetter, zu spät kommenden Auslandskorrespondenten und Ereignissen, die nur passieren, damit Aktion Aktuell! darüber berichten kann. Die erste Ausgabe von Aktion Aktuell! steht mit Sicherheit ganz im Zeichen des ur5anize!-Festivalthemas.
Der zunehmende Kampf um die Stadt zeigt sich am deutlichsten an der Verteilung von Wohnraum: Leistbares Wohnen wird in zahlreichen Metropolen zur Mangelware. In Berlin organisieren sich immer mehr Menschen gegen Immobilienspekulation und Verdrängung. »Mietrebellen« portraitiert die kämpferischen StadtbewohnerInnen und ihren Einsatz für das Recht auf Stadt.
Sicherheit bildet eine unbestrittene Qualität für unsere Stadträume. Aber von welchen Qualitäten sprechen wir im urbanistischen Kontext eigentlich? Welche Arten von Straße, Stadt oder Verkehrsform sind für wen und warum sicher? Welche normativen Konzepte von Sicherheit gehen damit – meist unhinterfragt – einher? Und: Sind diese Vorstellungen überhaupt zutreffend?
Her mit dem guten Leben! Zum Festivalfinale öffnet urbanize! die Bühne für Ideen, Initiativen und Projekte, die zur Eroberung des guten Lebens für alle, der Produktion von Stadt und Revolutionierung der alltäglichen Verhältnisse beitragen und damit mithelfen, der Vision einer lebenswerteren und gerechteren Stadt Stück für Stück näher zu rücken. Anmeldung für den OPEN CALL bis spätestens 10. Oktober 2014!